namlich die Bekampfung des spanisch-niederlandischen Kapernestes
Dünkirchen, der "zee-beerin" wie Jan Zoet sie nannte6, welches der
niederlandischen Kauffahrtei keinen geringen Schaden zufiigte, was
aber, verglichen mit den leicht zu nehmenden, weil kaum bewaffneten
portugiesischen Karavellen, kein Honiglecken war; denn hier im Ar-
melkanal und in der Nordsee standen sich gleichwertige Gegner ge-
genüber, da viele Seeleute aus den Vereinigten Provinzen auf Dün-
kirchner Kaper wegen Aussicht aut reiche Beutegelder anheuerten:
Dazu errichteten die Staten Generaal 1643 die "Duinkerkse Directie"7
und steilten den ihr angehörigen Kapern Geldmittel und Pramien in
Aussicht, welche mit wechselndem Erfolg bis Herbst 1646 tatig war,
als die verbündeten Franzosen von der Landseite her den Kaperhafen
einnahmen.
Inzwischen hatten sich im Sommer 1645 die portugiesischen Kolo
nisten in Brasilien gegen die WIC erhoben. Der Kaperkrieg wurde
nun von der Ende 1646 zustandegekommenen "Brasilse Directie tot
Middelburg"8 aufgenommen und die Kaper stürzten sich abermals wie
hungrige Seewölfe auf die feindlichen Brasilienfahrer; in nur zwei
Jahren sollen sie nicht weniger als etwa 220 genommen haben9, neben
portugiesischen auch englische, hanseatische, französische und selbst
niederlandische Schiffe10, von der portugiesischen Krone oder deren
Untertanen befrachtet, die nicht über ausreichend Frachtraum ver-
fügten, um Zucker, Tabak, Haute lind Farbholz nach Europa, Skla-
ven aus Afrika und Soldaten sowie Kriegsmaterial aus Europa in die
Kolonie zu bringen.
Obwohl viele portugiesische Karavellen, die durchschnittlich 300 bis
350 Zuckerkisten etc. geladen hatten, um den Kapern zu entgehen von
Bahia aus einen neuen Kurs nahmen - zuerst ca. 50 bis 60 Seemeilen
in südlicher Richtung entlang der Küste bis auf die Höhe 20°-25°
südlicher Breite, hierauf nach Norden umschwenkten, dann bis auf die
Breite der Insel Fernando de Noronha segelten um die Kalmenzone
zu durchqueren - wagten viele Reeder und Kaufleute nicht die Zucker-
ernte, etwa 30.000 Zuckerkisten, die sich in den Hafen stauten, ins
Mutterland zu verschiffen, wofür an die achtzig Karavellen notwendig
waren, "omdat os diabelos os Pitselingos de cr(u)ijssers daer soo
nau(w) op pasten"11.
Die für Portugal innerhalb kurzer Zeit untragbar gewordenen Verluste
zwangen die Krone 1649 die Companhia Geral para o Estado do
Brazil (CGEB)12 zu errichten und mit ihr das Geleitzugssystem einzu-
führen, welches sich im ganzen bewahren sollte. Die Verluste gingen
stark zuriick13 und die nun durch die Zuckerflotte gesicherte Seever-
bindung zum Mutterland wurde fünf Jahre spater zur Grundlage der
siegreichen Beendigung des Freiheitskrieges gegen die WIC, und
schliesslich fast zwei Jahrzehnte spiiter gegen Spanien. Der Sieg wurde
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