niederlandische Kolonisten mit Hab und Gut (die Negersklaven nicht
zu vergessen) von ihrer Insel Itamaraca nach den Antillen, nahmen
ihnen aber dann gewaltsam die Halfte der Sklaven als Frachtlohn ab26.
Die Masse der Kolonisten fuhr von Recife auf niederlandischen und
mit den von den Eroberern bereitgestellten Schiffen entweder nach den
Antillen oder nach "patria"27; ein Schiff mit jüdischen Kaufleuten an
Bord, die nach Martinique wollten, wurde von einem Hurrikan nach
Jamaica verschlagen28. Eine grössere Anzahl der der Kompagnie treu-
gebliebenen Indianer suchte zuerst auf St. Christophe (Franz. An
tillen) Zuflucht, siedelte sich aber dann auf Tobago an29.
Die "Brasilse Directie" blieb weiter bestehen30; ihr "directeur" in
Recife, Huijbrecht Brest, der übrigens innerhalb eines Jahres nach
seiner Ankunft in Zeeland starb31 und die "bewindhebber" der WIC
lagen sich wegen gegenseitiger Geldforderungen in den Haaren. Beide
Parteien behaupteten selbst nicbts schuldig zu sein, wohl aber an die
andere Partei Forderungen zu haben. Fiir Brest ware durch diese
Geldverlegenheit fast das dicke Ende gekommen, als das Kapervolk,
teilweise begleitet von ihren Frauen, zusammen etwa hundert Leute,
sich unter Flüchen und Drohungen ihm den Hals umzudrehen, vor
seinem Haus zusammenrottete und über fl. 30.000 an Beutegeldern
verlangte; anscheinend sprang die "bank van leening" ein und verhin-
derte das Argste32.
Die "Brasilse Directie" wollte übrigens nach dem Tod Brests die 10%
Abgabe der in Zukunft aufgebrachten Prisen an die Kompagnie von
den fl. 50.000 schrittweise beglichen wissen, die die WIC ihr schuldig
ware33.
Obwohl nun, nach dem Friedensschluss mit England, Gelegenheit ge-
wesen ware, alle Krafte in Zeeland zusammenzufassen um die See-
verbindung des Gegners zwischen Portugal und Brasilien zu unter-
brechen und sich nachtraglich dahingehend einzustellen, liessen die
führenden Schichten Zeelands alles beim alten. Ohne gemeinsamen
Operationsplan kreuzten die Kaper wie ehedem - und waren somit ver-
urteilt ihr "fortuyn" (Glück) auf Einzelerfolge beschrankt zu sehen.
Regenten, mehr oder minder reiche Bürger, vorwiegend aus Middel
burg und Vlissingen, waren die Reeder der Kaper, die einerseits -
neben vielen kleinen Leuten aus der gesamten Provinz - als Teil-
haber der WIC, andererseits als Kaufleute und Gewerbetreibende in
ihren Wirtschaftsbelangen in Brasilien und in Angola durch den portu-
giesischen Aufstand bzw. durch die Rückeroberung seitens Correa de
Sa - Verrat nannten sie es - zu Schaden, ja manche zum Ruin ge
bracht worden waren; in der Kaperei sahen sie, vorlaufig wenigstens,
ein Mittel ihr verlorenes Kapital oder zumindestens einen Teil davon,
wiederzuerlangen, umso mehr, wenn sie sich die von Holland verfolgte
Politik gegenüber Portugal vergegenwartigten.
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