bewirbt er sich - übrigens vergeblich - um die Stelle des Kapitans auf dem neuen WIC-Schiff Middelburg55 Pieter Constant fahrt als Kapitan in den spateren fiinfziger Jahren im Karibikhandel, zuerst auf dem Vergulden Reygher mit dem er 1661 je 100.000 lb Zucker und Tabak für die von Cazen erbeuteten Neger aus den Antillen verschifft; dann auf der Eenhoorn des Reeders Jacob van Hoorn; als Kaper holt er sich im zweiten Seekrieg mit England seine ersten Lorbeeren. Kaum ist der Friede wiederhergestellt, fahrt er wie ehedem im Antillenhandel. Im Mai 1668 segelt er mit einer Fracht Tabak aus der französischen Kolonie Martinique auf der Salamander nach Vlissingen; der dritte Seekrieg (1672-1674) liess ihn 1673 von Tobago nach Curacao fliehen, wo er beim Abschlagen des franzö sischen Angriffs mithalf; spater machte er sich dann als erfolgreicher Kaper gegen Englander und vorallem Franzosen einen Namen56. Die Karibikfahrt kann für Zeeland wohl als die Seemannsschule gel- ten, aus der Seeleute dann teils in den zwei grossen Kompagnien, auf der Flotte, im Schmuggel mit Guinea und natürlich auf Kapern in Kriegszeiten Dienst nahmen57. Manche Kaperkapitane wie Toussaint le Sage auf der Oragne kreuzten jahreiang mit demselben Schiff, andere wie Claes Cornelisz Raes hatten in wenigen Jahren mehrere (bis vier) unter ihren Beinen; Streit mit Reedern wegen der Aufteilung der Beute, auch ob ein Kaper- kapitan Mitreeder des Kapers war, dürfte dabei eine Rolle gespielt haben58. Gewöhnlich fehlte es an Offizieren und Matrosen nie in der Kaperei - nur dann wenn die Flotte im Kampf gegen England vollzahlig be- mannt wurde - denn die Kaperfahrt bot für wagemutige Kerle und Draufganger grössere Verdienstmöglichkeit als Kauffahrtei oder Fischerei; auch kehrte man vielleicht von einer Kreuzfahrt als Krüppel oder gar nicht mehr heim59. Bei der grossen Anzahl einheimischer, aber auch auslandischer Seeleute, überwiegend aus deutschen und skandinavischen Landern, konnten Reeder bzw. Kaperkapitane beim Anheuern wahlerisch sein und so nur erfahrene Seemanner auf- nehmen, was besonders bei Kanonieren ins Gewicht fiel: Die Kampf- kraft der teils schwach bewaffneten und kleinen Kaper wurde dadurch oft wettgemacht, wie verschiedene Gefechte zeigen60. Kaperschiffe, deren Namen die Oranjetradition widerspiegeln (allein vier trugen den Namen Prins Willem, dazu der Jonge Prins, die Oragne und 't Huys Nassou sowie die Prins Robbert, (das die dynastischen Bande zu den Stuarts bzw. zum pfalzischen Geschlecht in Erinnerung ruft)61 waren, wie es scheint, in Zeeland mehr oder minder umgebaute Karibikfahrer613. Von eigens für die Kaperei auf Stapel gelegten Schiffen ist nirgendwo die Rede; Von verschiedenen Schiffstypen wie Jachten62, Pinassen63, einer Pinke64, eines "grootschips"65, kommt der der Fre- 46

Tijdschriftenbank Zeeland

Archief | 1976 | | pagina 44