Feilscherei iim die recognitie war gang und gabe. Unter dem Vor-
wand, die Matrosen wollten die Pracht pliindern, liessen die Reeder
der Braecke /ahlreiche Zuckerkisten auf die Seite schaffen und wei-
gerten sich solange keine Abgabe zu zahlen, bis die Kompagnie ihnen
nicht die 6% für moscovado-Zucker erlasse. Es dauerte Wochen bis
man in Frieden schied; die bewindhebber erhielten 60 vis, verzich
teten aber auf die 6%228. Reeder Van de Hemel liess 73 Zuckerkisten
einer Prise von Kapitan Cudde nach Rotterdam schmuggeln229; die
Reeder der Oragne, ebenso wie die der Vos, Adriaen Verdonck c.s.
brachten Prisengüter eigenmachtig in ihre Magazine, anstatt in die der
Kompagnie, wie es das Reglement vorsah, worauf die bewindhebber
gegen sie einen Prozess anspannten230. Als Claes Raes seine Forderun-
gen gegen die Reeder Verpoorte c.s. durchsetzen konnte, wollten letz-
tere die Kosten auf die WIC-kamer Zeeland abwalzen, was einen
neuen Prozess auslöste231.
Konnten die streitenden Parteien in Zeeland nicht zu einem Vergleich
kommen, dann wurde die Sache in Den Haag am Hof van Holland
und fallweise in letzter Instanz am Hoge Raad ausgefochten. Der höch-
ste Gerichtshof verarteilte die Reeder von Kapitan Lambrecht Bar-
telz. der WIC-kamer Zeeland 1/5 des Ertrages einer Prise zu zah
len232. Um höhere Prozesskosten zu vermeiden, einigten sich bewind
hebber und die Reeder der Meerminne, Van Rhee und Van Pere -
übrigens "hooftparticipanten" der WIC - nach zehnjahrigem Prozes-
sieren über die Abgabe eines im Jahr 1650 erbeuteten tumbeiro; der
Kompagnie wurden 553/12/8 vis zugesprochen233.
In den acht lahren nach dem Verlust Brasiliens waren den Portugie-
sen und den für sie frachtenden auslandischen Reedern neunzig Hoch-
seeschiffe und über ein Dutzend Küstenfahrzeuge gekapert worden;
davon entfielen 24 Kauffahrer und drei für die portugiesische Krone
kreuzende Kaper auf die Flotte der Generalstaaten. Die Kaper die etwa
77 Schiffe und Küstenfahrzeuge aufbrachten, plünderten noch zahl-
reiche Schiffe, deren Wert nicht berücksichtigt wurde. Unter den 77
Schiffen befanden sich neun englische, vier niederlandische und je ein
französisches und genuesisches Schiff; 39 waren Brasilienfahrer (35
wurden auf dem Kurs Brasilien nach Portugal, vier Schiffe auf dem
gegenlaufigen Kurs genommen}, also ca. 60%, acht Sklavenschiffe, vier
Schiffe im Seegebiet vor den Kap Verden, zwei Goafahrer und fünf
Schiffe, die von den Azoren oder Madeira nach Portugal segelten;
manche Schiffe sowie die Küstenfahrzeuge sind hier wegen Unsicher-
heit des Zielhafens nicht berücksichtigt. Jahrlich fielen den Kapern
und der Flotte zwischen acht und einem Dutzend Schiffe in die Hande,
nur 1657 stieg die Zahl auf 25, als Wassenaer-Obdam und De Ruyter
vierzehn Schiffe der Zuckerflotte abfingen.
Unter den 18 Kaperkapitanen, die zwei oder mehr Prisen machten, war
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